Gastronomie in Bad Hall

Sonderschau im Stadtmuseum Forum Hall 2019 – 2020

Als Kurort erwarteten die „Fremden“ (so nannte man im vergangenen Jahrhundert die Gäste), in der Saison auch eine ansprechende Küche. Der visionäre Kurarzt Dr. Johann Rabl wusste um die Sorgen seiner anspruchsvollen Patienten. Sie suchten vergeblich nach der typischen Wiener Küche mit gekochtem Rindfleisch, Gulasch, Krenfleisch und Rindssuppe in Bad Hall. Deshalb gründeten Dr. Rabl und finanzkräftige Investoren aus Bad Hall das feinste Hotel und Restaurant im „Hotel Elisabeth“ (Hauptplatz 18), das auch dem verwöhnten Gaumen der feinen Herrschaften entsprach. Üblicherweise servierte man in den traditionellen Gasthäusern nur Bier, Wein und einfache, meist kalte Speisen. Nach 1900 gab es nun 13 Lokalitäten, Kaffeehäuser, Gasthäuser und ein jüdisches Restaurant. Speise- und Getränkekarten belegen, dass in den Dreißiger Jahren eine Halbe Bier 50 Groschen und das Viertel Wein 1 Schilling kosteten. Damals verdienten Arbeiter oder Bauernknechte 30 Schilling im Monat. Der „Spiegelhuber“ zahlte 1931 für das Begräbnisessen (Einmachsuppe, Braten, Kaffee und Getränke) beim Hametner 234 Schilling.

Die Vielfalt an Speisen „Fertige und frische Speisen“ umfasste 1958 Rind- und Schweinefleischgerichte, manchmal Fisch, aber keine Puten oder Hühnergerichte. Beliebt waren auch Salzburger Nockerl, Baiser mit Schlag und Palatschinken.  

Ab 1970/1980 verändert sich das Spektrum der Gastronomie, was sich in der Liste von 1985 mit dem ersten China-Restaurant, den Weinstuben, Milchbar oder der Storz-Ausschank niederschlägt. Schaut man ins Verzeichnis der 38 Gaststätten im Mai 2020, dann sieht man das veränderte Gesundheitsbewusstsein und Essverhalten der globalisierten Weltbürger, die gerne asiatisch, italienisch, türkisch, griechisch, mediterran, amerikanisch und immer wieder österreichisch essen.

JahrAnzahl der HäuserAnzahl der GaststättenProzent-Satz Häuser zu Gasthäuser
17501031211,6 %
18251201210 %
1900185137 %
1985768293,7 %
20201372382,7 %
Kaffeehaus im typischen Wiener Stil „Cafe Grillparzer“ am Hauptplatz
Getränkekarte des Hotelrestaurants Erzherzog Karl um 1930