1927 Architektenwettbewerb Kurhaus

Erstmals ausgestellt nach fast 100 Jahren: Der Wettbewerb der Architekten zum Kurhaus 1927

Wegen des großen Erfolges des Kurortes Bad Hall plante das Land OÖ mit den Kurbetrieben den Bau eines neuen Kurhauses, das gegenüber der Trinkhalle im Kurpark situiert sein sollte. Zur Teilnahme am Wettbewerb wurden nur die drei renommiertesten österreichischen Architekten eingeladen:  Julius Schulte (Linz-Graz), Clemens Holzmeister (Wien) und Mauriz Balzarek (Linz). Weil es alte Zeitungsberichte über dieses Mega-Projekt gibt, sind viele Details bekannt. Die Wettbewerbsjury bestand aus Professor Deininger, Salzburg und Professor Kraus, Wien. Sie fällten im Juni 1927 die Entscheidung, dass die Pläne der Professoren Holzmeister und Schulte am besten den Vorstellungen entsprechen.  Zusätzlich wollte man ein Publikums-Voting. Deshalb wurden die Entwürfe in der Trinkhalle öffentlich präsentiert und die Stimmung des Kurpublikums eingefangen.  Das war vermutlich das erste Mal in Bad Hall, dass man die Bevölkerung zur Meinungsbildung miteinbezog. Wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Weltwirtschaftskrise kam es nicht zur Ausführung. Möglicherweise ist das heute als Glück zu verstehen, denn sonst würde im Bereich der heutigen Gradiergrotte ein großes Haus mitten im Park stehen. Ausstellung im Stadtmuseum Bad Hall. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 14 – 18 Uhr.

Die Bewertung der Jury zu den Wettbewerbsbeiträgen wurde in der „Welser Zeitung“ 1927 abgedruckt, hier in gekürzter Form wiedergegeben.

Mauriz Balzarek „Tassilo“

Mauriz Balzarek plante ein sehr modernes Kurhaus 1927

„Das Projekt „Tassilo“ – Dir. Balzarek – zeigt inmitten des Baues den großen Saal und anschließend den kleinen Saal, rings umgeben von den Nebenräumen. Die Säle gestatten keinen Blick in den Kurpark. Balzarek denkt sich die Trinkhalle mit dem neuen Kurhause durch zwei Laubengänge verbunden. Die Raumausnützung wäre ansonst eine glückliche, aber vom Saal und von den Restaurationsräumen aus sollte der Ausblick in den schönen Park nicht verwehrt sein. Der äußere Anblick ist ein etwas ungewöhnlicher: man müsste sich erst daran gewöhnen.“

Clemens Holzmeister „St. Tassilo“

Clemens Holzmeister plante einen großzügigen hellen Bau des neuen Kurhauses

„Das Projekt „St. Tassilo“ von Prof. Dr. Holzmeister zeichnet sich durch typische Einfachheit und Klarheit aus. Vornehm in seiner Einfachheit wirkt der große Saal mit zwei Reihen vergoldeter Säulen an den Längsseiten. Durch einen Wintergarten ist derselbe mit dem kleinen Saal verbunden. An den Saal schließt sich gegen den Springbrunnen im alten Parke eine 40 Meter lange Terrasse an, welche bei zweifelhaftem Wetter gewiss viel benützt würde. Imposant wirkt der Haupteingang, ein kreisrunder Vorbau mit Säulen. Viel Licht, feine Ornamente, vornehme Einfachheit sind der Ton, auf welchen das Projekt gestimmt ist.“

Julius Schulte „Blick ins Grüne“

„Das Projekt „Blick ins Grüne“ von Prof. Schulte zeichnet sich durch eine gewisse Großzügigkeit aus. Zur Ausführung dieses Projektes würden wohl die zur Verfügung stehenden Mittel nicht reichen. Schulte stellt nach vorne gegen den alten Park den großen Saal, der sich durch Buntheit auszeichnet. Die Decke ist getragen von roten Holzbalken. An den großen Saal schließt sich ein kleinerer an mit einem hohen Kuppelbau und Galerie in luxuriöser Aufmachung. Die Ausführung dieses Projektes bedingt auch eine vollständige Umgestaltung der Parkanlagen, wodurch zum Teile auch die Parkwege eingeschränkt würden.“

Das Museum Nordico plant für September eine Ausstellung über Julius Schulte und borgte sich einige Zeichnungen dieses Projektes aus.