«Brauerei Mühlgrub»Geschichte, Erinnerungsstücke, Zeitzeugen

«Brauerei Mühlgrub»Geschichte, Erinnerungsstücke, Zeitzeugen

 
Geschichte der Brauerei Mühlgrub

Beginnend mit den klimatischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg des Bieres im ausgehenden Mittelalter, sowie dem ersten schriftlichen Braunachweis im 16. Jahrhundert, führt die Ausstellung sogleich in die erste Phase der historischen Entwicklung als herrschaftliche Brauerei des Klosters Schlierbach. Erworben in der Mitte des 17. Jahrhunderts, durchlebte die sowohl für den Eigengebrauch als auch für gewerbliche Zwecke genutzte Braustätte eine Zeit des häufigen Bräuer- und Pächterwechsels, die erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Form stabiler Produktions- und Nutzungsverhältnisse überwunden werden konnte. Unterbrochen durch eine Zeit der vollständigen Inanspruchnahme von Seiten der Klosterherrschaft und schweren Beschädigungen infolge des napoleonischen Einfalles, gelang es erst der Familie Peböck in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Braubetrieb wieder für längere Zeit zu pachten, zu führen und schließlich auch mitsamt den restlichen Gutsliegenschaften zu erwerben.

Die Umwandlung in eine moderne Dampfbrauerei durch den Schwanenstädter Brauereissohn Hans Haager Ende des 19. Jh. beendete letztlich die Phase des vorindustriellen Handwerkbrauens und führte neben der Vergrößerung des Sudhauses zu einer Mechanisierung der Bierproduktion, welche sich letztlich in einem radikal angestiegenen Bierausstoß niederschlug. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges musste der Betrieb aufgrund des zwangswirtschaftlichen Rohstoffmangels für ein Jahr stillgelegt werden. Ein Schicksal, welches viele Brauereien in den letzten Tagen der Donaumonarchie ereilte. 1921 übernahm der niederbayerische Schloss- und Brauereibesitzer Wilhelm Fein mit seiner Frau Maria, geborene Haager, den Betrieb. Ihm gelang es in den 1920er Jahren die Ausstoßzahlen wieder an das Vorkriegsniveau heranzuführen. Im Produktionsjahr 1928/29 scheint die Brauerei Mühlgrub bereits als elftgrößter Biererzeuger Oberösterreichs auf. Sowohl der einbrechende Bierkonsum in der Weltwirtschaftskrise, als auch die Zerstörung eines Gutteils des Betriebes durch Bombentreffer im Jahr 1944, bremsten die expansive Entwicklung der Brauerei zwar immer wieder ein, konnten jedoch den Fortbestand des Unternehmens letztlich nicht verhindern.

Der dritte und gleichsam letzte Teil der historischen Präsentation bildet die Entwicklung in der zweiten Republik bis zur Schließung des Brauhauses im April 1986. Neben dem kapital- und investitionsintensiven Aufbau der Limonadenerzeugung setzte man in der Bierbranche erfolgreich die Entwicklung zum mittelständischen Spezialitätenbrauer um. Parallel erneuerte die Besitzerfamilie Fein ab den beginnenden 1950er Jahren schrittweise die wichtigsten Bereiche des Betriebes, etwa den Lagerkeller, die Flaschenabfüllerei und das Sudhaus. Noch im Jahr 1975 galt die Brauerei Mühlgrub als die 26größte unter den 70 österreichischen Bierproduzenten. Als letzter Ausbauschritt erfolgte die Installation einer Dosenabfüllanlage im Jahr 1977, da ab Mitte der 1970er Jahre der Ausstoß rückläufig wurde und man mit der Produktion von Handelsbiermarken in der Dose neue Märkte zu erschließen versuchte. Durch die Umsetzung dieser Strategie konnte der Bierausstoß Ende der 1970er Jahre noch einmal verdoppelt werden.

Mag. Stephan Hubinger
April 2013