Franz Grillparzer
Kurgast in aufblühenden Cur-und Badeort Hall 1866
- Geboren am 15. Jänner 1791 in Wien
- Nicht verheiratet, „ewige Verlobte“ Katharina Fröhlich
- Gestorben am 21. Jänner 1872 in Wien
Franz Grillparzer war Jurist und von 1821 bis zur Pensionierung 1856, im Alter von 65 Jahren, Archivdirektor der k.k. Hofkammer, dem späteren Finanzministerium. Schon als 26-jähriger brachte er die Schicksalstragödie „Die Ahnfrau“ auf die Bühne und erntete große Erfolge.
Er gehört zu den bedeutenden Schriftstellern Österreichs, der mit seinen großen Bühnenwerken viel Erfolg, aber auch viel Kritik erntete.
Berühmter Kurgast 1866
Franz Grillparzer hielt sich zur Kur in Hall vom 11. Juni bis 14. Juli 1866 auf, wie der Eintrag in der Kurliste bestätigt. Er wohnte im Hause des Apothekers und späteren Bürgermeisters Carl Richter, Eduard-Bachstraße 2, das damals das Schild „Zur Fortuna“ führte.
Eine Bank in der Nähe der Brunnenfigur soll sein Lieblingsplatz gewesen sein. Angeblich hat er dort täglich die Finken gefüttert. Grillparzer liebte es, sich völlig zurückzuziehen.
Nur mit dem Badeverwalter redete er durch das Fenster der Badekanzlei. Er borgte sich von Hillischer in dessen Bibliothek Bücher aus, denn auch Hillischer hatte selbst einige Gedichte verfasst. Als Grillparzer – vorzeitig wegen des Krieges in Königgrätz 1866 – abreiste, hinterließ er Hillischer einige seiner Werke.
Über den Kurerfolg berichtete er fleißig an Kathi Fröhlich, seine ewige Freundin. Aus den Briefen geht hervor, dass er von Dr. Rabl behandelt wurde.
„Die Luft ist hier gut, die Kost schlecht.“ Auch mit dem Wetter war er unzufrieden. Von der Verpflegung war er alles andere als „entzückt“: „Alles Fleisch ist hier so hart, dass ich es mit meinen 120-Gulden Zähnen durchaus nicht bändigen konnte.“ – Grillparzer trug also eine Zahnprothese! Schließlich war der berühmte Dramatiker schon 75 Jahre alt.
Mit dem Kurpark war er sehr zufrieden. Er schreibt: „Den Badgarten muss ich loben, das Grün ist saftig, er ist hinreichend mit Bänken versehen.“
Zu Ehren des hohen Kurgastes wurde an seiner Unterkunft am Hauptplatz eine Gedenktafel angebracht. Eine neue Straße in der Nähe der Mittelschule trägt seinen Namen.
Das legendäre „Cafe Grillparzer“ 1913 bis 1967
Schon 1913 richteten Karl und Theresia Zachhuber im Haus Hauptplatz 8 das „Cafe Grillparzer“, ganz im eleganten Stil der Wiener Vorbilder ein. Vornehme Fensternischen, stilvolle Sessel, modernes Kuchenbuffet und Spiegel – hier auf einer Fotografie um 1927 – zeigen das Interieur nach der Renovierung 1927.
Zentral im Blickpunkt, auf der hinteren Innenwand hing das prächtige Ölgemälde des namensgebenden Literaten Franz Grillparzer, gemalt vom renommierten Porträtmaler Heinrich von Angeli (1840-1925).
Grillparzer logierte als Kurgast 1866 in diesem Haus, einst im Besitz von Apotheker und Bürgermeister Richter. Nach einigen Besitzerwechsel kaufte die Sparkasse Kremsmünster 1966 das Objekt und ließ es völlig neu gestalten. Das Grillparzerporträt und die alten Fotos werden als historischer Schatz bis heute bewahrt.
Die einstige Erinnerungstafel an den hohen Gast Franz Grillparzer befand sich im Obergeschoß zwischen den Fenstern. Beim Umbau zur Sparkasse 1967-1968 wurde diese abgenommen und befindet sich angeblich noch auf dem Dachboden. 1982 wurde eine neue Grillparzer-Gedenktafel errichtet.
Quellen: Fotos im Stadtmuseum – Fotoarchiv, Sparkasse Bad Hall