Weltmeister Fakir Rayo ab 15. April 2023

Willenskraft und Zauberkunst stehen für den in Bad Hall lebenden Weltmeister Fakir Rayo (1901 – 1979), der eigentlich Rudolf Schmidt heißt.

Der Mann in der Flasche

70 Jahre ist es her, dass der Bad Haller Rudolf Schmid, weltweit bekannt als Fakir Rayo, sich am 13. Dezember 1952 in Linz in eine Glasvitrine einschließen ließ und diese 53 Wochen lang nicht verließ. Er nahm eine Luftmatratze, einen Campinghocker und zwei syrische Schlangen „zur Gesellschaft“ mit. Die OÖ. Nachrichten berichteten damals:

„Anscheinend in Selbsthypnose, bestieg er langsam die Stufen des Podiums. Dann wurde die Vitrine über Rayo gesenkt, der sich in seinem gläsernen Asyl minutenlang den zahlreich anwesenden Pressefotografen und den Wochenschaureportern stellte. Schließlich wurden die Enden der eisernen Längskanten der Flasche mit dem stahlumrandeten verstärkten Boden zusammengeschweißt. Nach der notariellen Beglaubigung des Einschlusses wurde Rayo mit einem Lieferwagen in seinen Ausstellungsraum befördert. Im Frühjahr tritt der Artist eine Europatournee an.“

OÖN 13.12.1952

Zwölf Monate später und 30 Kilos leichter, er ernährte sich ausschließlich von Vitamintabletten, wurde er unter großem Medieninteresse wiederum in Linz „entflaschelt“. Dieses Flaschenexperiment ist nur ein Beispiel des Könnens des Universalkünstlers und Willensphänomens Rayo. Zu seinem Repertoire zählten unter anderem das 80 Tage lange Annageln seiner Zunge an ein Brett, das eine Woche lang ohne Essen, Luft und Wasser begraben liegen, das Aussetzen lassen seines Herzschlages für eineinhalb Minuten, echte blutige Tränen weinen und vieles andere mehr, was gemeinhin dem Übernatürlichen zugeordnet werden kann.

Ab 1961 wurde er noch dreimal zum Weltmeister der Fakire gewählt.

Mehr über diesen außergewöhnlichen Bad Haller, der ein ziemlich „normales“ Leben mit seiner Frau in der Römerstraße führte und im Gästezentrum kleine Experimentalabende für Gäste anbot, gibt es nun in einer Sonderschau im Stadtmuseum Forum Hall zu bestaunen.

Neben einer ausführlichen Dokumentation seines künstlerischen Lebens, persönlichen Erinnerungsstücken, zahlreichen Bildern und Zeitungsberichten sowie einem Kurzfilm, der „nichts für schwache Nerven“ ist, gibt es auch eine nachgebaute „Flasche“ zum Probesitzen.