Rayo Rudolf Schmid

Rayo 1901 – 1979

Dreifacher Fakir-Weltmeister, Zauberer und Magier aus Bad Hall

Geboren am 9. Dezember 1901 in Wels als Rudolf Schmid

Gestorben am 2. April 1979 in Bad Hall

Rayo ist dreifacher Fakir-Weltmeister und berühmt als „Der Mann in der Flasche“

Zur Sonderausstellung 2023-2024 im Stadtmuseum Bad Hall:

70 Jahre ist es her, dass der Bad Haller Rudolf Schmid, weltweit bekannt als Fakir Rayo, sich am 13. Dezember 1952 in Linz in eine Glasvitrine einschließen ließ und diese 53 Wochen lang nicht verließ. Er nahm eine Luftmatratze, einen Campinghocker und zwei syrische Schlangen „zur Gesellschaft“ mit. Die OÖ. Nachrichten berichteten damals: „Anscheinend in Selbsthypnose, bestieg er langsam die Stufen des Podiums. Dann wurde die Vitrine über Rayo gesenkt, der sich in seinem gläsernen Asyl minutenlang den zahlreich anwesenden Pressefotografen und den Wochenschaureportern stellte.

Schließlich wurden die Enden der eisernen Längskanten der Flasche mit dem stahlumrandeten verstärkten Boden zusammengeschweißt. Nach der notariellen Beglaubigung des Einschlusses wurde Rayo mit einem Lieferwagen in seinen Ausstellungsraum befördert. Im Frühjahr tritt der Artist eine Europatournee an.“

Zwölf Monate später und 30 Kilos leichter, er ernährte sich ausschließlich von Vitamintabletten, wurde er unter großem Medieninteresse wiederum in Linz „entflaschelt“.

Dieses Flaschenexperiment ist nur ein Beispiel des Könnens des Universalkünstlers und Willensphänomens Rayo. Zu seinem Repertoire zählten unter anderem das 80 Tage lange Annageln seiner Zunge an ein Brett, das eine Woche lang ohne Essen, Luft und Wasser begraben liegen, das Aussetzen lassen seines Herzschlages für eineinhalb Minuten, echte blutige Tränen weinen und vieles andere mehr, was gemeinhin dem Übernatürlichen zugeordnet werden kann.

Ab 1961 wurde er noch dreimal zum Weltmeister der Fakire gewählt.

Mehr über diesen außergewöhnlichen Bad Haller, der ein ziemlich „normales“ Leben mit seiner Frau in der Römerstraße führte und im Gästezentrum kleine Experimentalabende für Gäste anbot, gibt es nun in einer Sonderschau im Stadtmuseum Forum Hall zu bestaunen. Neben einer ausführlichen Dokumentation seines künstlerischen Lebens, persönlichen Erinnerungsstücken, zahlreichen Bildern und Zeitungsberichten sowie einem Kurzfilm, der „nichts für schwache Nerven“ ist, gibt es auch eine nachgebaute „Flasche“ zum Probesitzen. (Stadtmuseum Bad Hall 2023-2024)

Lebenslauf von Rayo – Nach den Aufzeichnungen eines Bad Hallers

  • Er war dreifacher Fakir-Weltmeister aus Oberösterreich (1961 bis 1964)
  • Sein Beruf: Universalartist / Fakir
  • Geboren am 9.12.1901 in Wels als RUDOLF SCHMID
  • Gestorben am 2.4.1979 in Bad Hall, hier begraben.
  • Jugendwohnort: Pram (in der nähe von Ried im Innkreis)
  • Absolvierte die Handelsakademie (laut Zeitungen) (muss „Handelsschule“ gewesen sein, denn Handelsakademien gibt es erst 1960/61) und eine Lehre als Fleischer (Viehhändler) (laut Erzählungen)
  • Im Alter von 26 Jahren, also im Jahr 1927, ging er nach Indonesien. Dort schloss er sich einer Expedition an, die für die holländische Regierung lebende Tiere zu Kreuzungszwecken einfing.
  • Als Fährtenspezialist zog mit dieser Expedition ein indischer Yogi, der Schmid in die Geheimnisse der asiatischen Kunst der Selbstbeherrschung einweihte.
  • In den acht Jahren seines Aufenthaltes in Asien und Persien erarbeitete er sich selbst ein großes Programm an außergewöhnlichen Fähigkeiten, das selbst unter alten Yoga-Meistern Aufsehen erregte.
  • Seine Fähigkeiten umfassten:
  • Hypnotisieren
  • Feuerschlucken
  • Schwertschlucken
  • Körperbeherrschung
  • Schmerzunterdrückung
  • Nach der Rückkehr in sein Heimatland verschaffte ihm schon sein erstes öffentliches Auftreten den Ruf des ganz großen Magiers.
  • Durch das Kennenlernen seiner Frau Charlotte (Ruzicka) verschlug es ihn nach Bad Hall. Hier verursachte seine Heirat im Jahre 1938 große Aufregung. Man sprach überall mit Entsetzen, dass die Ruzicka Lotte einen Messerschlucker geheiratet hat.
  • Während des 2. Weltkrieges war er zur Truppenbetreuung eingesetzt, in den so genannten „Kraft durch Freude“ – Unterhaltungsprogrammen.
  • Nach dem Krieg, während der Besatzungszeit, gab er viele Vorstellungen für die Amerikaner, aber auch in Varietes.

„Ein Abend mit Rayo“ – hieß das Programm.

Seine Vorstellungen führten ihn rund um die Welt:

  • Österreich-Tournee,
  • Europa-Tournee
  • In die USA
  • Nach Asien (Malaysia, Philippinen, Japan, usw)

Einige seiner herausragendsten Tätigkeiten:

  1. In Rumänien verbrachte er 80 Tage mit der Zunge angenagelt an einem Holzpflock unter Polizeiaufsicht
  2. Lebendig begraben am Rieder Volksfest. Geplant für eine Woche. Er musste aber früher heraus, da Ameisen in den Sarg eindrangen! Darauf folgte ein Rechtsstreit mit dem Leichenbestatter.
  3. 1953 ließ er sich in einer überdimensional großen Flasche, in der er eingeschlossen war, herumfahren. Das ganze Unternehmen dauerte mehr als ein Jahr und er besuchte so zirka 1000 verschiedene Städte in ganz Europa. Mit ihm in der Flasche waren Schlangen. Nachts zum Schlafen wurde die Flasche umgelegt. Der Ausstieg aus der Flasche nach mehr als einem Jahr fand in Linz am Hessenplatz statt.
  4. Von 1961 bis 1964 gewann er dreimal die Fakir-Weltmeisterschaft, bei der sich auch erfahrene Yogi aus dem Himalaya geschlagen geben mussten. (Yoga = indische Methode der Meditation, um die Seele vom Diesseitigen zu lösen)

Rayo hatte auch ein sehr gutes Gedächtnis. Er konnte nach einem beliebigen Datum, das ihm gesagt wurde, den Wochentag dazu sagen. Er konnte auch Kubikwurzeln schneller ziehen, als der Computer von 1971.

Eine weitere Fähigkeit war das Hellsehen, das in seinen Vorstellungen, aber auch für Privatpersonen zum Einsatz kam.

Er hatte auch eine gewisse Zeit ein Zimmer in Linz, wo er Leuten, die es wollten, die Zukunft voraussagte.

Einige Anekdoten:

  • Er wurde oft von Krankenhäusern angefordert, um jemanden zu hypnotisieren.
  • In Linz soll er laut Erzählungen einer Frau, die hypnotisiert auf einer Bank saß und sich nicht mehr bewegt hat, geholfen haben.
  • Er zog meine Tante und eine Freundin auf einem Paketwagen mit der Zunge.
  • Einige Male sind ihm Schlangen aus den Terrarien entkommen, die er dann in den Gärten der Nachbarschaft wieder einfangen musste.
  • 1971 wurde von einem deutschen Filmteam ein Dokumentarfilm über das gesamte Repertoire des Fakir-Weltmeisters gedreht.

Auftritte in Bad Hall und Kommentare im Bad Haller Kurier:     

1955: Freitag, den 27. Juli, 20 Uhr, Kurtheater, RAYO – der Mann in der Flasche. Mit abendfüllendem Programm, seltene Tier-Dressuren, Wunder der Autosuggestion. Preise: S 4,- bis S 8,- , Kartenvorverkauf ab Mittwoch, den 27.7. an der Theaterkasse“

1961: „Montag, 18.9.1961, 20 Uhr, im Kursaal – Kurhaus: Gastspiel des bekannten Fakirs und Illusionisten RAYO“

1965:

  • Dienstag, 27. April, um 20 Uhr. Kursaal-Kurhaus. Einmaliger Experimental-Sensationsabend mit Rayo“
  • „Montag, 31. Mai, um 20 Uhr. Trinkhalle: „Sensationsgastspiel Rayo. Wegen des großen Erfolges Wiederholung!“
  • „Montag, 23. August, um 20 Uhr. Trinkhalle: Sensations-Gastspiel „RAYO“
  • (Bemerkung: Die Trinkhalle fasst rund 200 – 250 Gäste, der Kursaal ca 80 – 100 Gäste.)

1966: Im Jahresprogramm des Kurortes bereits 6x vorgesehen.

  • „Montag 6. Juni, 20 Uhr – Trinkhalle. Gastspiel RAYO“
  • „Montag, 20. Juni, 20 Uhr – Trinkhalle. Gastspiel RAYO“
  • „Montag, 11. Juli, 20 Uhr – Trinkhalle. Gastspiel RAYO“
  • „Montag, 8. August, 20 Uhr – Trinkhalle. Gastspiel RAYO“
  • Montag, 22. Augst, 20 Uhr – Trinkhalle: Sensationsgastspiel RAYO – Yogi-Kunst, Gedanken- und Zahlen-Phänomen“
  • „Montag, 12. September, 20 Uhr – Trinkhalle. Letztes Gastspiel des Yogi RAYO“
  • Rayo – Abend. … Wie wir hören, wird der in Bad Hall ansässige Starartist demnächst eine bereits fix abgeschlossene Auslandstournee, die ihn bis Südafrika führt, antreten“

1967: Fernöstliche magische Schau mit RAYO im Kursaal, bzw. Trinkhalle

  • Jeweils Montag: 3. April, 8. Mai, 31. Juli, 14. August, 4. September, 2. Oktober 1967

1968: Fernöstlich magische Schau mit RAYO in der Trinkhalle

  • Jeweils Montag: 24. Juni, 29. Juli, 19. August („Experimentalabend mit Rayo)

1969: RAYO – Fernöstliche magische Schau „Seltene Tiere – seltene Menschen“

  • Jeweils Montag in der Trinkhalle: 30. Juni, 14. Juli, 18. August, 8. September

1970: Experimentalabend mit dem Fakir RAYO in der Trinkhalle

  • Jeweils Freitag: 19. Juni 24. Juli, 11. September, Donnerstag: 8. Oktober 1970

1971: Experimentalabend mit dem Fakir RAYO, Wunder der Autosuggestion, Zahlen- und Willensphänomene¸ in der Trinkhalle, Eintritt S 25,- (Kurkarte S 20,-)

  • Jeweils Freitag: 14. Mai, 18. Juni, 23. Juli, 13. August, 17. September 1971

1972: Experimentalabend „RAYO“, Trinkhalle. Nach erfolgreicher Amerikatournee (New York, Chicago, usw) wieder in Österreich: Fakir RAYO – Experimentalabend

  • Jeweils Freitag: 26. Mai, 30. Juni; 19. Juli, 4. August, 1. September, 29. September

1973: Experimentalabend RAYO. Verblüffende Darbietungen fernöstlicher Künste der Autosuggestion und Willensbeeinflussung. Trinkhalle. Eintritt S 25,- Kurkarte S 20,-

  • Jeweils Freitag: 18. Mai, 8. Juni, 6. Juli, 10. August 1973

1974: Experimentalabend RAYO. Hohe Schule der Magie und fernöstlicher Künste der Willensbeeinflussung.Trinkhalle: Eintritt S 25,- mit Kurkarte S 20,-

  • Jeweils Freitag: 31. Mai, 28. Juni, 19. Juli, 30. August

1975 nichts

1976: „Freitag, 14. Mai, 19.30 Uhr – Trinkhalle. Experimentalabend mit Fakir RAYO

Eintritt S 25,-; Gäste mit Kurkarte S 20,-

(Das war der letzte Auftritt, der in den Programmen des Bad Haller Kuriers aufscheint.)

Artikel im Bad Haller Kurier 27.8.1970:

„In meinem Beruf gibt es keine Wunder!“

Wussten Sie, dass in Bad Hall ein Künstler lebt, der unter dem Namen Rayo dreimal Weltmeister der Yoigs und Fakire wurde? Er ist in Japan ebenso zu Hause wie auf den Philippinen, in Singapur wie in Bangkok, in New York, Buenos Aires, Melbourne oder im Olympiatheater in Paris. Die Fürstin von Monaco empfing ihn, der Film eroberte ihn.

Rayo, der den bürgerlichen Namen Rudolf Schmid führt, wickelt sein Programm in nahezu allen westlichen Kultursprachen ab. Von Kind an ein Zahlen- und Rechenphänomen, stieß er in Bereiche vor, die dem Laien benachbart dem Übernatürlichen scheinen. Rayo aber erklärt:

„Es gibt in meinem Beruf keine Wunder. Alles beruht auf den Gesetzen der Physik, meinem Können und meiner Diät. Ich töte das Fleisch, den Schmerz durch Willensanstrengung ab. Das ist Fakirkunst. Bei den Yoigiübungen transferiere ich die Kraft in das Seelische. Auch das ist ein natürlicher Vorgang.“

Bad Haller Kurier 27.8.1970

Rayo, dessen Name dem Spanischen entlehnt ist und so viel wie „Blitz“ bedeutet, bietet „zwei Stunden universelles Programm“, die Betonung legt er auf „universell“. Auf seinen Weltreisen ist er ein Botschafter des Kurortes: „Ich führe stets Bad Halls Prospekte in meinem Gepäck.“ Und von seinen Reisen – er ist jetzt 69 Jahre alt und aktiv wie eh und je – bringt er für sein Museum in der Villa Hedwig in Bad Hlal stets neue Bereicherungen mit: Masken, Kultstücke, exotische Waffen. Sein Stolz aber ist ein echter Schrumpfkopf aus dem Amazonasgebiet.

Amerikatournee 1972: Bericht im Bad Haller Kurier 17.8.1972

Gespannt saßen täglich 4.000 Zuschauer in der Madison-Square Garden Hall, New York, als der berühmte Fakir, der Mongole, Türke oder Inder, angesagt wurde. Am Ende seiner Vorführung wurde betont, dass ein Österreicher begeisterte. Hinter dem willensstarken markanten Gesicht verbirgt sich ein berühmter Oberösterreicher namens Rayo. Seine Yogakünste und autosuggestiven Kräfte kennt man auf der ganzen Welt. Als Universal-Genie beherrscht er seit 50 Jahren den Unterhaltungssektor. Die Magie wurde als zusätzliches Hobby seine große Leidenschaft. Rayo ist seit über 25 Jahren Mitglied der „Magischen Vereinigung Linz.“ Er versteht es, aus dem Nichts ein „Wunder“ zu vollbringen. Sein Heimatort Bad Hall weiß ihn zu schätzen und zu ehren. Die Gäste von Bad Hall haben nun wieder Gelegenheit, dem Experimentalprogramm – Dauer zirka zwei Stunden – in der Trinkhalle beizuwohnen.

Bad Haller Kurier 17.8.1972
Friedhof Bad Hall