Ludwig Anzengruber
Ludwig Anzengruber, Schriftsteller und Kurgast in Bad Hall 1889
1839 – 1889
- Geboren am 29. November 1839 in Wien
- Heirat 1873 mit Adelinde Lipka, Scheidung 1889
- Gestorben am 10. Dezember 1889 in Wien
Ludwig Anzengruber war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller, ein realistischer Dramatiker des österreichischen Volksstücks in der Tradition eines Johann Nestroy. Aus sehr armen Verhältnissen stammend gelang ihm erst unter dem Pseudonym „Ludwig Gruber“ 1870 der Durchbruch mit dem Stück „Der Pfarrer von Kirchfeld“. Unter seinem richtigen Namen folgten der „Meineidbauer“, „Der G´wissenswurm“ oder die „Kreuzelschreiber“.
Kuraufenthalt in Bad Hall im „Hotel Elisabeth“ Mai – Juni 1889
Er war vom 16. Mai bis 16. Juni 1889 zur Kur, ein halbes Jahr später starb er am 10. Dezember 1889.
Anzengruber war Redakteur des humoristischen Wochenblattes „Figaro“, das er für vier Wochen von Bad Hall aus redigierte. Für die Dauer seines Kuraufenthaltes wurde er in die Kurkommission berufen. Hier schrieb er am Stück „Der Fleck auf der Ehr“, das im September 1889 im Volkstheater Wien aufgeführt wurde. Der behandelnde Arzt war Dr. Johann Rabl.
Ende November 1889 erkrankte der 50-jährige Dramatiker in Wien an Milzbrand und starb an den Folgen einer Blutvergiftung.
1906 wurde der Anzengruber-Gedenkstein gesetzt. Der Spruch stammt aus seinem Eintrag im „Goldenen Buch der Kuranstalten“.
„Wer der Gesundheit Schatz aufs Neue gewann und wieder heimwärts trägt,
der lass das Mitleid nicht dahinter, das gegenseits uns hier bewegt.“
In Bad Hall wurde eine Querstraße zur Adlwanger Straße als die Anzengruberstraße benannt.
Der populäre Dichter und Journalist Ludwig Anzengruber schrieb in einem Brief über seine Trinkkur in Bad Hall:
Postkarte vom 13. Juni 1889 aus Bad Hall an seine Familie „Anzengrube“:
„Ich grüße die Tafelrunde schön,
Nächsten Freitag gibt´s ein Wiedersehn.
Wie bin ich froh, mir ein Krügerl Bier zu kaufen,
schon hab ich es satt, dieses Jodwasser saufen!
Es schmeckt nicht bitter,
doch gehörig salzig
und so ein behandelter Haring halt sich.
Doch ob es mir auch gut angeschlagen,
da muss ich erst meinen Arzt befragen,
so hoff ich auf einen guten Befund
und grüß die verehrliche Tafelrund
und, dass sich reichlich des Glückes Schuber
ihr öffne, das wünscht Ludwig Anzengruber.“
Doch ins Goldene Buch der Kurverwaltung formulierte er seine Gedanken anno 1889 in feiner poetischer Art.
„Wer der Gesundheit Schatz aufs Neue gewann und wieder heimwärts trägt, der lass das Mitleid nicht dahinter, das gegenseits uns hier bewegt; gedenkend, dass wir alle kranken an dieser Zeit Gebrechen schwer, erbarme einer sich des andern und unser alle Gott der Herr!“
1906 ließ die Kurdirektion mit dem damaligen Kurdirektor und späteren Bürgermeister Franz Pesendorfer das Gedicht auf eine Marmortafel schreiben und stellte es im Kurpark in der Nähe vom Bauernhof Hadringer auf.
Brief von Ludwig Anzengruber aus Bad Hall an seinen Freund Dr. Wilhelm Bolin, Universität in Helsingfors.
„Bad Hall, 20.5.1889
Liebwerther Freund!
Diese Zeilen haben weiter keinen Zweck, als Ihnen ein Lebenszeichen von Mir und meine besten Grüße zu übermitteln. Das Neueste ersehen Sie aus der Orts-Überschrift dieses Briefes. Ich befinde mich seit 16. Ds (Mai) hier, meiner etwas angegriffenen Gesundheit wieder auf die Beine zu helfen. Ich werde bis 16. Juni hier verweilen, an welchem Tage ich nach Penzing zurückreise. Meine Komödie für das „Deutsche Volkstheater“ habe ich fertig, worüber ich sehr froh bin, ich bin aber in diesem vorliegenden Schreibebrief nicht gewillt, Ihnen etwas über dieses – wie ich glaube – gutgeartete Kind meiner Muse zu verraten.
Denn, wie sich von selbst versteht, bin ich schreibfaul, dem Gelüste jedoch, Sie zu verständigen, wo ich eigentlich hingeraten, kann ich nicht widerstehen. Nachdem ich gleich einem Kind mein „Guck, guck“ – „da,da“ gerufen, verstecke ich mich eilens wieder.
Sie aufrichtig herzlich grüßend Ihr L. Anzengruber“
Insgesamt schrieb Anzengruber 17 Briefe und eine Postkarte aus Bad Hall an seine Freunde aus Bad Hall. Diese Briefe sind im Tresor der Handschriftensammlung der Wiener Stadtbibliothek sorgsam verwahrt. Davon gingen 7 Briefe an Heinrich Jacobsen, den stellvertretenden verantwortlichen Redakteur des „Figaro“ während der Hallerkur, 4 an den berühmten Zeichner der Beilage „Wiener Luft“ Ernst Juch mit heiteren „Bildangaben“ voll Witz und Sarkasmus, 2 an den Schauspieler Julius Rennert und je einer an den Theater-Direktor Adam Müller-Guttenbrunn, an den Schriftsteller Friedrich Schlögl, einer an den Gönner Professor Bolin und einer an seinen Jugendfreund und Schwager Franz Lipka.
Quellen: Fotoarchiv Museum Forum Hall, Bad Haller Kurzeitungen und Kurliste (Museum)