Dr. Alois Bahr

Ehrenbürger von Bad Hall seit 1895

Ehrenbürgerurkunde 1895 für den k.k. Notar, Landtagsabgeordneten und Landesausschussmitglied Dr. Alois Bahr (1834 – 1898)

Alois Bahr wurde 1834 in Brünn (Tschechien) geboren, studierte in Wien Rechts- und Staatswissenschaften und trat in den Staatsdienst ein. Verschiedene Posten in der Monarchie brachten ihm viel Erfahrung, was er von 1861 bis 1896 in verschiedenen Bereich der oberösterreichischen Verwaltung in Linz einbringen konnte. Von 1890 bis 1896 war er Mitglied des Landesausschusses und dabei mit den Agenden Verwaltung des Landesfonds, Eisenbahnwesen, Straßen- und Wasserbauten sowie mit der Landeskuranstalt Bad Hall betraut. Krankheitsbedingt trat er 1896 seine Pension an und verstarb 1898 in Salzburg, wo im Familiengrab auch sein berühmter Sohn und Schriftsteller Hermann Bahr ruht.

Salzburg Stadt, Kommunalfriedhof

Ehrenbürger

In der Sitzung des Gemeinderates vom 18. September 1895 wurde unter Bürgermeister Josef Baumgartner einstimmig beschlossen, Dr. Alois Bahr zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Bad Hall zu ernennen.

Wirken von Dr. Alois Bahr

Das Wirken von Dr. Alois Bahr für Bad Hall bestand darin, dass er Notar, Landtagsabgeordneter und Mitglied des oberösterreichischen Landesausschusses (heute: Landesregierung) war. Dabei bekleidete er die Funktion des Referenten für die Landes-Kuranstalten in Bad Hall.

In der Ehrenbürgerurkunde wird diese Tätigkeit mit folgenden Worten honoriert: „Ihm werde aus Dankbarkeit für seine vielen und großen Verdienste um die Entwicklung und Ausgestaltung der Landes-Kuranstalten und dadurch um das Aufblühen des Kurortes und die Wohlfahrt der Gemeinde“ diese Ehrenbürgerwürde überreicht.

Sorge um genügend Jodwasser in Bad Hall

Damals gab es in Bad Hall die ständige Sorge um genügend große Mengen an Jodwasser, das durch neue ertragreiche Bohrungen im Fernbachtal gemeistert wurde.

Aus dem Linzer Volksblatt vom 18. Oktober 1895:

„In der 34. Sitzung des oö. Landesausschusses hielt Referent Dr. Alois Bahr folgenden Vortrag: In der über Beschluss des Landesausschusses vom 28. August 1895 zu Bad Hall in Gegenwart der beiden Badeärzte Dr. Rabl und Haidenthaler, des Bürgermeisters Baumgartner, des Landes-Baurates Überlackner und des Verwalters Hillischer stattgehabten Conferenz hat der gefertigte Referent folgende Angelegenheiten zur Beratung gebracht:

  1. Den Ankauf des zur Ausnützung der aufgefundenen Jodquellen erforderlichen Grundes von den Eheleuten Josef und Rosina Neubauer am Schneidergrubergute zu Furtberg
  2. die Fortsetzung der Bohrversuche zur Erschließung neuer Jodquellen
  3. die Erweiterung des Armenbadespitales
  4. die zunächst zu treffenden Verfügungen in Betreff des Hadringergutes
  5. die wünschenswert erscheinenden Herstellungen im Curhause und in der Anstalt überhaupt
  6. die Erlassung eines Landesgesetzes bezüglich der Cur- und Musiktaxen

Grundkäufe und Bohrungen nach Jodquellen

Schneidergrubergut

ad 1. Grunderwerbung. Von den bisher angestellten Bohrversuchen haben nur die auf dem Grunde der Eheleute Josef und Rosina Neubauer, Besitzer des Schneidergrubergutes und Wagnerlehnergutes zu Furtberg, Katastralgemeinde Bad Hall, gemachten ein Ergebnis geliefert. In diesen beiden Punkten wurde in einer Tiefe von 125 Metern bzw. 15 Metern eine Jodquelle gefunden, welche nach der orientierenden Analyse des Hofrates Professor Dr. Ernst Ludwig in ihrer chemischen Zusammensetzung dem Wasser der Tassiloquelle sehr nahe steht.

Bohrung beim Theater

Der Bohrversuch beim Theater ist trotz der erlangten Tiefe von 136 Metern und der bei der Guntherquelle trotz der erbohrten Tiefe von mehr als 180 Metern erfolglos geblieben.

Die Nutzbarmachung dieser beiden Quellen ist aber von der Erwerbung des erforderlichen Grundes abhängig.

Die Kaufsumme von 6500 Gulden ist in dem restlichen, Ende 1894 mit 9243 Gulden verbliebenen Betrage der vom Landtag bewilligten Dotation von 10.000 Gulden gedeckt.

Ad 2. Bohrversuche

Bezüglich der Fortsetzung der Bohrversuche hat sich die Conferenz geeinigt, dem Landesausschuss vorzuschlagen, zunächst den Niveau-Unterschied zwischen den Bohrlöchern zu bestimmen. Ingenieur Latzl soll ein Offert einbringen über die Ausführung der gedachten Bohrungen und deren Kosten.

Ad 3. Armenspital

Die Mitteilung des Referenten, dass der Landesausschuss beschlossen habe, dem hohen Landtag aus Anlass des Kaiserjubiläums vorzuschlagen, dass er 10.000 Gulden zur Erweiterung des Armenbades votiere, wurde mit großer Befriedigung aufgenommen. Es sollen eigene Badezimmer im Souterrain und im Erdgeschoss hergestellt werden und das Ordinationszimmer des Landes-Badearztes soll vom Kurhaus in das Armenbadspital verlegt werden.

Da hiedurch im Kurhaus drei neue schöne Badekabinen mit ganz geringfügigen Kosten gewonnen werden und die Schaffung eigener Badekabinen im Armenbadspital das Kurhaus überhaupt wesentlich entlastet, so trete ich als Referent hiefür ein und stelle zunächst den Antrag:

Das Landes-Bauamt sei zu beauftragen, gelegentlich den vollständigen Bauplan und Kostenvoranschlag bezüglich der Erweiterung des Armenbades auszuarbeiten und dabei auf die Herstellung eigener Badekabinen und des Ordinationszimmers des Landesbadearztes Bedacht zu nehmen.

Ad 4. Vorkehrungen am Hadringergute

Da vorläufig eine bauliche Herstellung auf dem neuerworbenen Hadringergute verfrüht wäre, insbesondere die für eine spätere Zukunft in Aussicht genommene Trennung der Badelokalitaten von den dem Vergnügen der Kurgäste und ihrer Erholung gewidmeten Kursalonlokalitäten derzeit aus mehrfachen Gründen noch nicht ausführbar erscheint, so wurde sich dahin geeinigt, zunächst für eine Vergrößerung angenehmer und schattiger Spaziergänge durch Verlängerung der Kurfondspromenade bis zur Besitzergrenze gegen das Forstergut einerseits, gegen die Hallöd und bis zum Sulzbach gegen Mühlgrubb anderseits, endlich durch Aufforstung des sogenannten Hadringerwaldes angrenzenden Wiesengrundes bis zum Sulzbach Sorge zu tragen.

Ad 5. Kurhaus

Die Verbesserung der Beleuchtung der Kurhauslokalitäten und die Umgestaltung des Inhalationsraumes, die Errichtung zweier Kabinen mit elektrischen Zweizellenbädern, die Herstellung des Kaltbades und die Fassung und Einleitung der Forsterquelle sollen gemacht werden.

Süßwasserleitung

Da in der Hochsaison schon wiederholt ein Mangel an Süßwasser aufgetreten sind, wird empfohlen, die Fassung und Zuleitung der Forsterquelle, die schon mit Vertrag vom 11. Mai 1870 erworben wurde, zu beantragen. Die Kosten dafür betragen circa 1000 Gulden. Die Leitung hat 220 Meter Länge und soll 1000 Hektoliter Wasser täglich bringen.

Ad 6. Cur- und Musiktaxe

Ein Gesetzesentwurf soll ausgearbeitet werden.

Sämtliche Anträge des Herrn Referenten Dr. Alois Bahr wurden einstimmig zum Beschluss erhoben.“

Linzer Volksblatt 18. Oktober 1895 (Anno.onb.ac.at)

Aus einem Zeitungsbericht im Linzer Volksblatt

29. Juni 1904 „Zur Geschichte von Bad Hall“:

Frequenz in den Heilbädern

„Allerwärts stieg die Frequenz in den Heilbädern, nur in Hall war nicht nur kein Fortschritt, sondern ein Rückgang zu verzeichnen!

Dies veranlasste den damaligen Landesausschuss über Antrag und unter dem Vorsitze seines Mitgliedes und Referenten, des um die Hebung des Kurortes Bad Hall hochverdienten Dr. Alois Bahr, am 18. September 1889 eine Enquete einzuberufen, welche sich mit den Ursachen dieser Erscheinung und den Maßregeln zu deren Abhilfe zu beschäftigen hate.

Das Ergebnis dieser Enquete, sowie eines das gleiche Ziel anstrebenden Antrages des Abgeordneten Sterbenz war, dass der oberösterreichische Landtag nebst anderen Maßnahmen insbesonders die wissenschaftliche Analyse der vorhandenen Quellen und die Erbohrung neuer Quellen beschloss.

Um diese Arbeiten durchzuführen, wendete sich der Landesausschuss an die hervorragenden Gelehrten auf dem Gebiete der Geologie und Chemie und es gelang demselben den Herrn kaiserlichen Rat Professor Dr. Gustav Koch und den Herrn k.k. Hofrat Professor Dr. Ernst Ludwig zur Mitwirkung an den bevorstehenden Arbeiten zu gewinnen.

Doch noch manches Jahr sollte vergehen, bis die Beschlüsse zu einem Resultate führten;

Denn erst im Jahre 1893 entschloss man sich zur Vornahme der von Professor Dr. Koch empfohlenen Bohrung im Ternbachtale. Zunächst legte man genau nach den Angaben  von Prof. Dr. Koch zwei Bohrlöcher an, welche am 24. März und am 24. Juni 1894 vollendet wurden und in welcher in jener Tiefe, wie Professor Dr. Koch es als wahrscheinlich bezeichnet hatte, jodhältiges Wasser angefahren wurde. Schon die oberflächliche Analyse zeigte, dass dieses Wasser der Stärke der Tassilo-Quelle nahekomme, wenn nicht gar dieselbe übertreffen würde.

Es wurden nun im Laufe der weiteren Jahre die Bohrlöcher verrohrt und deren Wasser zunächst für Badezwecke nutzbar gemacht, gleichzeitig aber die Bohrversuche fortgesetzt.

Inzwischen wurden die erforderlichen Verhandlungen mit dem k.k. Salinenärar gepflogen, welche dank des Entgegenkommens aller maßgebenden Organe der k.. Regierung zu einem vollständig befriedigenden Resultate führten. Nun ersuchte der oberösterreichische Landesausschuss Herrn Professor Dr. Ludwig eine genaue Analyse der erbohrten Wässer vorzunehmen. Diese ergab die volle Richtigkeit der ursprünglichen Analyse.

Bemühungen von Dr. Bahr

Die hocherfreulichen Resultate der wissenschaftlichen Quellenuntersuchung bewog den Landesausschuss zu weiteren Maßnahmen.

Seit dem Jahre 1890 war die Frequenz des Bades in Hall dank den unausgesetzten Bemühungen des verstorbenen Dr. Bahr und dank der modernen Ausgestaltung des Bades und der Kurbehelfe, welche der oö. Landesausschuss nach den Anregungen der ihrer Aufgabe vollbewussten Verwaltung herstellen ließ, auf ca 4200 Besucher gestiegen und immer lebhafter wurde namentlich für die Hochsaison das Bedürfnis nach rascherer Abwicklung der Trinkkur. Der Landesausschuss entschloss sich daher, gestützt auf das Gutachten der Herren Hofrat Dr. Ludwig und Professor Dr. Koch, die den beiden obgenannten Bohrungen gewonnenen Quellen mittels einer eigenen Leitung zu fassen und als neue Trinkquelle dem Heilung Suchenden Publikum zur Verfügung zu stellen.

Marie Valerie Quelle

Ihre kaiserliche Hoheit die durchlauchtigste Erzherzogin Marie Valerie hatte die Gnade zu gestatten, dass die Quelle nach ihrem Namen bezeichnet werde.

Dank soll auch jenen Faktoren ausgesprochen werden, welche die Erbohrung und Ausnützung dieser neuen Quelle ermöglicht haben, insbesondere aber dem hochverdienten Geologen Professor Dr. Gustav Koch, dessen wissenschaftliche Arbeit die so sichere Bestimmung des Bohrungslandes zu danken ist und Hofrat Dr. Ernst Ludwig, der den hohen Wert der erbohrten Quelle durch seine anerkannt autoritativen Untersuchungen feststellte.“

Linzer Volksblatt 29. Juni 1904 (siehe: Anno.onb.ac.at)